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Interview mit Regisseurin Vivian Naefe, "Die wilden Hühner"
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GreatWhite
Geschrieben am: Mon, 30 January 2006, 13:13


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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Wie sind Sie zum Stoff gekommen?

Meine Tochter hat die Cornelia-Funke-Bücher gelesen. Doch ich war erst einmal mit meinen eigenen Geschichten beschäftigt, die ich erzählen wollte. Aber als Uschi Reich mir vorschlug, die Bücher zu lesen - wir wollten schon immer mal zusammenarbeiten -, wusste ich, die Bücher liegen genau auf meiner Linie: dieser fast englische Alltagshumor, das Realistische, Beiläufige. Ich wollte gar nicht unbedingt einen Kinderfilm machen, sondern habe ein Thema gefunden, das mich interessiert.

Kinder und Tiere gelten als große Belastung am Set. Wie war das bei Ihnen, mit neun Kindern auf einmal?

Das ist Megastress. Wir haben zwar Glück gehabt und neun tolle Kinder gefunden - mit sechs Monaten Casting und Probeaufnahmen. Aber neun Kinder zusammen sind die Hölle - noch dazu, da sie schon in der Pubertät sind. Die Jungs haben häufig gekichert, die Mädchen waren cooler. Jedes Kind muss man anders behandeln, dem einen muss man die Szene vorspielen, dem anderen die Hintergrundsituation erklären, das dritte braucht wieder etwas anderes - emotionale Einstimmung etwa. Und das mit so vielen auf einmal ist eine viel größere Anstrengung und eine höhere Kunst, als mit Erwachsenen einen Film zu machen. Tiere sind nicht so schlimm. Man muss nur Geduld haben, und Hühner sind im Übrigen intelligenter als man denkt.

Dann bleibt während des Drehens wohl kaum noch Zeit, auszuprobieren?

Ich hatte während der Probeaufnahmen schon etliche Szenen ausprobiert, und vor Drehbeginn habe ich noch eine Woche lang intensiv geprobt. In NRW dürfen die Kinder sechs bis acht Stunden am Set sein. Wie beim Eishockey haben sie eine effektive Arbeitszeit, die gestoppt wird. Sie ist auf drei Stunden begrenzt. Mit Kindern gibt es kein Ausprobieren. Ich muss einfach so gut vorbereitet sein, dass ich den Kindern meine Vorstellungen klarmachen kann.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit Uschi Reich, die als starke Produzentin bekannt ist?

Uschi Reich ist eine starke Produzentin, weil sie super Ideen hat. Sie hat das Drehbuch mit einer Autorin geschrieben, und ich habe mit Uschi zusammen noch eine Fassung ausgearbeitet und einiges hinzugefügt. Sie war einmal in der Woche am Set und hat sich vielleicht mal beschwert, wenn wir lange gebraucht haben- wie jeder Produzent das tut. Wahrscheinlich hätte sich Uschi eingemischt, wenn das Ergebnis ihr nicht gefallen hätte. Ich habe es als sehr angenehme Zusammenarbeit empfunden. Wir waren selten unterschiedlicher Meinung. Ich glaube, nur einmal, bei einem kurzen Musikstück, während der Mischung.

Inwieweit hat sich die Autorin der Vorlage, Cornelia Funke, eingebracht?

Ich habe sie nicht persönlich getroffen. Doch ihr gefiel das Drehbuch sehr gut, und als ihr dann der Film in Los Angeles gezeigt wurde, schrieb sie uns eine begeisterte E-Mail.

Ursprünglich war der Kinostart einmal zu Weihnachten angedacht.

Jetzt ist es sogar ein Glück, dass wir später dran sind, weil "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia" so gut läuft. Der Termin war ohnehin ein bisschen Wunschdenken. Es dauerte einfach so lange. Wir haben bis Ende September gedreht und dann Tag und Nacht am Schnitt gearbeitet. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Mischung erst fertig geworden. Wir werden es gerade so auf den letzten Drücker schaffen.

Würden Sie auch beim zweiten "Die wilden Hühner"-Film Regie führen?

Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe die Kinder so lieb gewonnen, und mir gefällt auch das Buch "Die wilden Hühner und die Liebe" sehr gut. Wenn wir den Film machen wollen, dürfen wir nicht zu lange warten. Aber jetzt bin ich erst mal mit diesem Film hier fertig und brauche Erholung.

108 Minuten ist ziemlich lang für einen Film für die junge Zielgruppe.

Wir haben viel getestet, etwa Kinder von der Bavaria-Filmtour gefragt, ob sie einen Film sehen wollen. U. a. kam da eine Gruppe türkischer Kinder zwischen sechs und sieben Jahren, alles Jungs - und auch die haben sich amüsiert wie Bolle und an den richtigen Stellen gelacht.

Was glauben Sie, wie "Die wilden Hühner" sich im Kino machen wird?

Ich mache keinen Film nur für die Kritiker, obwohl ich mich über gute Kritiken sehr freue. Der Film soll natürlich ein größtmöglichstes Publikum ansprechen. Constantin sagt, der Film wird breit mit 500 Kopien gestartet. Weil Kinderfilme auf Schiene laufen und nicht mehr um 20 oder 23 Uhr, muss man das ja auch.

Was steht demnächst auf Ihrem Plan?

Ich habe ein Kinobuch geschrieben und interessante Fernsehangebote. Ich bin angetreten, um Kino zu machen. Viele meiner Filme, etwa "Einer geht noch" oder "So schnell du kannst", wären vielleicht in England oder Frankreich im Kino gelaufen, aber hier kriegst du keinen Verleih. Wir versuchen z. B. auch gerade, einen Verleiher für die bayerische Farce "Leo" zu finden. Kein Regisseur, wenn er ehrlich ist, würde sagen, ich möchte nur Fernsehen machen. Warum sollte man auch? Kino ist viel schöner. Da ist es dunkel, die Leute schauen richtig hin und nehmen filmische Erzählweise auf. Man kann subtiler und auch ohne Worte erzählen und tatsächlich andere Bilder finden, die man auch länger stehen lassen kann, als im heutzutage sehr hektischen Fernsehen.

Quelle: Blickpunkt:Film


Greaty

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