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Interview mit Regisseur James Mangold, "Walk the Line"
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GreatWhite
Geschrieben am: Wed, 01 February 2006, 16:19


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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James Mangold zu "Walk the Line"


Mit dem Biopic "Walk the Line" (Fox, 2. Februar) über das Leben von Johnny Cash hat James Mangold einen Volltreffer gelandet. Der Film spielte in den USA über 100 Mio. Dollar ein, gewann drei Golden Globes und darf sich auch bei der Oscar-Verleihung Chancen ausrechnen.

Es hat lange gedauert, bis "Walk the Line" zustande gekommen ist...

Ja, viel länger, als ich mir das jemals hätte vorstellen können. Jahrelang hat sich kein Studio für den Stoff interessiert. Ich hatte die Idee 1995 und gemeinsam mit meiner Ehefrau und Produzentin Cathy Conrad habe ich mich auf die Suche nach den Rechten gemacht. 1999 habe ich mich dann zum ersten Mal mit Johnny Cash getroffen und angefangen, am Drehbuch zu arbeiten. Aber als das fertig war, wollte niemand den Film finanzieren.

Wie erklären Sie sich das?

Die Studios hatten sich gerade die Finger an "Ali" verbrannt - einem sehr teuren Biopic, das so gut wie kein Geld eingespielt hat. Auch die Tatsache, dass Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon die Hauptrollen spielen wollten, hat nichts an ihrer Einstellung geändert. Und das, obwohl die beiden für umsonst gearbeitet hätten und wir den Film für 25 Millionen Dollar machen konnten. Ein ganzes Jahr lang handelten wir uns nur Absagen ein, bis dann schließlich Fox zusagte.

Und wie erklären Sie sich die Zusage?

Da gab es einfach jemanden, der den Film verstanden hat. Die Frau, die uns die Zusage gab, war auf dem Land mit Pferden aufgewachsen und teilte nicht den in Hollywood weit verbreiteten Snobismus gegenüber Country-Musik.

Hat Ihnen ein Film wie "Ray" geholfen?

Als "Ray" in die Kinos kam, war ich gerade fertig mit dem Schnitt. Wahrscheinlich hat der Erfolg von "Ray" dem Studio mehr Vertrauen in unser Projekt gegeben. Sie haben gesehen, dass man mit einem Musik-Biopic Oscars gewinnen kann.

Was hat Sie eigentlich so an der Geschichte von Johnny Cash interessiert, dass Sie darüber einen Film machen wollten?

Es ist selten, dass man einen Künstler findet, der einen fasziniert und dessen Lebensgeschichte gleichzeitig für einen Film geeignet ist. Die Geschichte von einem Mann, mit dessen Leben es bergab geht, der dann aber den totalen Absturz verhindern und die große Liebe seines Lebens heiraten kann und gleichzeitig das beste Konzert seines Lebens gibt - und all das innerhalb von sechs Monaten! -, das ist einfach filmreif. Und plötzlich erfährt man, dass hinter den Liedern sehr persönliche Erfahrungen stecken. Außerdem hatte ich noch nie einen Film über die Geburt des Rock 'n' Roll in Memphis gesehen. Leute wie Elvis Presley sind mittlerweile zu solchen Ikonen geworden, man sieht sie gar nicht mehr als Menschen und dass auch sie irgendwann mal Teenager waren, die einfach Musik machen wollten.

Und Johnny Cash selbst hat das Drehbuch sehr beeinflußt?

Er war meine wichtigste Quelle. Er hat es im guten Sinne beeinflusst, denn wir haben über lange Zeit hinweg jeden Samstag für ein paar Stunden telefoniert. Aber weder er noch June haben sich eingemischt, und ich habe das Drehbuch keinesfalls mit ihnen gemeinsam geschrieben. Ihnen war einfach daran gelegen, mir zu erzählen, was damals wirklich passiert ist. Und Johnny meinte gleich zu Anfang, ihm sei es egal, wenn er schlecht bei dem Film wegkommen würde. Er wollte nur nicht, dass andere Menschen um ihn herum in einem negativen Licht dargestellt werden.


Der Film konzentriert sich auf eine relativ kurze Periode in Johnny Cash's Leben. Bestand da nicht die Versuchung, mehr davon zu zeigen?

Mich gruselt die Vorstellung, meine Schauspieler mit Latex-Make-up und grauen Perücken zu verunstalten. Meiner Meinung nach sind die besten Biographien solche, die wissen, wovon sie handeln und nicht das Leben einer Person von der Wiege bis ans Grab nacherzählen. Der Film scheint dann nie aufzuhören und das ist meiner Meinung nach eine Schwäche. "Walk the Line" ist im Grunde genommen eine Liebesgeschichte und kein Biopic. Einfach nur einen Film über Johnny Cash und seine Musik zu machen, wäre langweilig gewesen. Nehmen sie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" - der funktioniert, weil das kein Film übers Malen ist, sondern über einen Künstler, der Sex mit seinem Modell haben will. Ohne Scarlett Johansson wäre der Film entsetzlich langweilig gewesen. Mein Ansatz war von Anfang an, dass ich einen Film über Johnny Cash mit der Handlungsstruktur von "Jenseits von Eden" machen wollte. Denn auch darin geht es um eine Liebesgeschichte und einen Mann, der die Liebe seines Vaters gewinnen will.

Denken Sie für Cash selbst war der Film eine Art der Wiedergutmachung? Wollte er sich für Fehler entschuldigen, die er in seinem Leben begangen hat?

Hmm, interessant. Johnny war meiner Meinung nach so dankbar, dass ihm eine zweite Chance gewährt wurde. Er wusste, dass der 2. Akt dunkel werden würde, aber er wusste auch, dass im 3. Akt das Happy End kommen würde.

Sie haben schon Angelina Jolie dazu verholfen, mit ihrer Rolle in "Durchgeknallt - Girl, Interrupted" einen Oscar zu bekommen. Jetzt haben Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon einen Golden Globe bekommen und beide sind für den Oscar nominiert worden. Wie machen Sie das?

Ja, ich bin wahnsinnig stolz auf Reese und Joaquin. Die beiden haben den Leuten gezeigt, was in ihnen steckt. Wissen Sie, ich fordere viel von meinen Darstellern und belüge sie nie. Sie wissen ganz genau, was ich von ihnen erwarte. Gleichzeitig schaffe ich eine Vertrauensbasis, die es ihnen ermöglicht, Risiken einzugehen. Sowohl Reese als auch Joaquin gehen in diesem Film große Risiken ein, denn sie konnten sich darauf verlassen, dass ich sie nicht albern oder lächerlich aussehen lassen würde.

Wussten Sie eigentlich, als sie den beiden die Rollen anboten, dass sie so gut singen können?

Nein. Ich habe dem Studio zwar jeden Tag erzählt, dass die beiden großartige Sänger sind, aber tatsächlich hatte ich keine Ahnung.

Was halten Sie von der Musikindustrie heutzutage?

Naja, es ist eben eine Industrie. Das ist auch ein Grund, warum ich diesen Film machen wollte: Ich vermisse die Zeiten, in denen Musik einfach der Musik wegen gespielt wurde. Johnny hat mir immer gesagt, er wollte damals einfach nur einmal sich selbst im Radio hören. Seine Träume waren sehr bescheiden. Er hätte sich nie erträumt, dass er einmal ein solcher Star werden würde. Er wollte einfach kein Niemand sein und seine Ziele waren so viel tiefer gesteckt als bei den Musikern heutzutage. Bei jungen Filmemachern ist es ja genauso. Die haben oft kaum ihren ersten Film gemacht und sind dann schon der Meinung, ihr nächster Film muß auf jeden Fall ein Budget von $25 Millionen haben.

Was ist Ihr nächster Film?
Ein Western.

Quelle: Blickpunkt:Film

Einer jener Filme, auf die ich mich persönlich schon sehr freue !

btw :
Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Ich vermisse die Zeiten, in denen Musik einfach der Musik wegen gespielt wurde.


Ja, ich auch !

winke2.gif Greaty

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"So wie ich das sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet & es existieren nur noch die Idioten ! " D.o.t.D
 
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