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Harter Horror aus Hollywood !, ....ein neuer Trend ?
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GreatWhite
Geschrieben am: Mon, 27 March 2006, 16:06


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Die Zeiten, in denen auf Leichen mit Lachen reagiert wurde, sind vorbei. Hollywood hat den harten Horror wiederentdeckt und auch der Konsument darf bluten - an den Kassen und offensichtlich mit Vergnügen.

Die jüngste Erfolgsgeschichte schrieb die 4,5-Mio.-Dollar-Produktion "Hostel" von Eli Roth, die am US-Markt bis heute knapp 50 Mio. Dollar einspielte. Zehn Jahre nach dem Gewinn des Studenten-Oscars ist die "Zukunft des Horrors" (Quentin Tarantino) auf eine Goldader gestoßen. Roth schreibt, produziert und inszeniert kostengünstigen Terror, der an die Nieren geht. Nach dem virulenten Infektionsfight "Cabin Fever", der allein in den USA das 14-fache seines Mini-Budgets in die Kassen spülte, testet "Hostel" die Schmerzgrenzen. Touristen erleben in der Slowakei als Folterobjekte für zahlungswillige Sadisten eine Tour der Leiden. Elektrobohrer dringen ins Fleisch ein, Finger werden abgesägt, Kehlen aufgeschlitzt, Achillessehnen durchtrennt und Körperteile tranchiert. Ganz nach dem Geschmack von Roth, einem verspielten Kindskopf: "Ich verabscheue echte Gewalt und habe kein Interesse daran, mir so etwas anzusehen. Aber inszenierte Gewalt? Prima!"

Vergleichbare Quälszenarien waren auch für den Höhenflug von "Saw" und "Saw 2" verantwortlich, die mit kleinen Budgets für Renditewunder sorgten (55 bzw. 87 Mio. Dollar US-Einspiel). Mit Stolz heften sich die neuen Botschafter des Grauens das R-Rating an die Brust, das Teen- und Tanktop-Terror wie die "Scream"-Trilogie entwertet hatte. Ganz so dramatisch, wie von den Machern behauptet, ist die Intensitätskluft nicht.

Trotzdem bläst ein härterer Wind durchs Genre, seit die Twin Towers gefällt und die Krisenherde der Welt aufgeheizt wurden. Als erste Reaktion darauf kann man Danny Boyles Schocker "28 Days Later" sehen, der mit seinem "Gewaltvirus" das Erdklima widerspiegelte. Pate dafür standen Isolationsstoffe wie Boris Sagals "Der Omega Man" oder George Romeros "Crazies" - nicht zufällig Horrorprodukte der siebziger Jahre. Die letzte große Kreativdekade Hollywoods ist der Fixstern, an dem sich die neuen Schockmeister ausrichten. "Wrong Turn" beruft sich genauso auf diese Ära wie Rob Zombies blutiger Doppelschlag "Haus der 1000 Leichen" und "The Devil's Rejects". Auch Alexandre Aja bekannte sich mit "High Tension" zur Kompromisslosigkeit der Siebziger, ließ einfallsreich Köpfe rollen, schreckte vor keinem exzessiven Bild zurück, bis die Fluchträume des Zuschauers eng wurden. Der Sohn des Regieveteranen Alexandre Arcady gehört zu einer Gruppe von Filmemachern, die ihre eigenen Genre-Erfahrungen neuen Generationen zugänglich machen wollen: "Wir liebten diese Filme aus den siebziger Jahren, weil sie so realistisch wirkten. All die Horrorfilme, die während der neunziger Jahre zu sehen waren, nahmen sich nicht ernst. Als wir 'High Tension' schrieben, wollten wir diesen besonderen Geist der Siebziger wieder beleben - einen hässlichen und primitiv grausamen Geist."


Nachdem Splatterpionier Herschell Gordon Lewis in den Sixties mit "Blood Feast" oder "Two Thousand Maniacs" den Boden blutig bereitet hatte, kam es in den Siebzigern zu einer Horrorblüte, die neue Zuschauerschichten erreichte. Kultstatus erlangte Wes Cravens "Das letzte Haus links", inspiriert von Ingmar Bergmans "Die Jungfrauenquelle", produziert von Sean S. Cunningham, der später mit "Freitag, der 13." in Koalition mit "Halloween" den Slasherfilm salonfähig machte. Cravens Intensivschocker über vier Männer, die zwei junge Frauen vergewaltigen, quälen, ermorden und dann selbst vom Vater eines der Mädchen gerichtet werden, gilt als Meilenstein des modernen Horrorfilms. Ähnlich bewertet wird auch Cravens "Hügel der blutigen Augen", dem Alexandre Aja mit seinem gnadenlosen Remake "The Hills Have Eyes" Tribut zollt.

Stilbildend und unbarmherzig war auch Tobe Hoopers "Blutgericht in Texas", in dem Protagonist Leatherface nicht nur die Teenager auf der Leinwand, sondern auch die hilflosen Beobachter davor am Haken hatte. Nach dem kontroversen Rape-und-Revenge-Thriller "I Spit On Your Grave", in dem eine mehrfach brutal vergewaltigte Frau blutig Rache an ihren Peinigern nimmt, führte William Lustigs "Maniac" den realistischen Gewalttrend mit skalpierten und massakrierten Opfern in die nächste Dekade. Obwohl Sam Raimis lange auf den Index verbannter Amoklauf "Tanz der Teufel" 1981 auch einen markanten Beitrag leistete, lief die harte Horrorwelle bald aus.

Zurückgelassen hat sie Fans wie Aja, Darren Lynn Bousman ("Saw 2") und Rob Zombie, die eine Rückkehr zur Rücksichtslosigkeit eingeleitet haben. "Das Horrorgenre der letzten 15 Jahre ist von Zimperlichkeit gezeichnet", betreibt Eli Roth Bestandsprüfung. "Das hat damit zu tun, dass Horrorfilme ganz unten in der Werteskala angesiedelt sind und sich irgendwie moralisch rehabilitieren müssen. Doch die Stärke des Horrorfilms ist das Fehlen jeglicher Grenzen." In dieses Horn stoßen alle, die auf der neuen Horrorwelle surfen. Sie orientieren sich am verschärften Ton der Siebziger, dem Verfall der Familienoase, der traditionellen Werte und den Szenarien absoluten Ausgeliefertseins. Das ist ein natürlicher Reflex, mit dem das Horrorkino auf reale Spannungsfelder reagiert. In den Siebzigern war Vietnam mit seinen Bildern von Enthumanisierung und Zerstörung einer der Schlüsselreize für die Verhärtung des fiktionalisierten Schreckens. Das Suggerierungskino, das mit Schnitten und Abblenden immer wieder Fluchtmöglichkeiten bot, reichte nicht mehr aus, um die erwünschte kathartische Wirkung erzielen zu können. Alltägliche Gewalt erforderte eine realistischere Entsprechung auf der Leinwand. Über 30 Jahre später ist die politische Situation noch explosiver, ist die Bedrohung nach dem 11. September fast global und hat erstmals sogar US-Boden erreicht. Die Welt als Pulverfass erzeugt Ängste, die sich in Komödien und Romanzen verdrängen lassen, denen man sich im harten Horrorfilm, im repräsentierten Überlebenskampf, aber auch stellen kann.

So sieht es auch Zombievater George Romero: "Die vielen schrecklichen Ereignisse, die sich in der Welt zutragen, können dazu beitragen, dass ein erhöhter Bedarf nach Horror besteht. Wenn Menschen sich bedroht fühlen, suchen sie ihr Heil entweder in weltferner Unterhaltung oder sehen sich bewusst Filme an, die an ihre eigenen Ängste rühren." Die Härte der Bilder korreliert dabei mit dem Bedrohungsklima, aber auch mit der Abstumpfung, die die alltägliche Dosis realer Grausamkeiten in den Nachrichtenmedien bewirken. Wenn Explosionen mit Verstümmelungen, schreienden Opfern und Toten zur Routine zu werden drohen, wenn im Internet bewegte Bilder von gefolterten Gefangenen oder geköpften Geiseln kursieren, wenn in Videogames immer größerer Realismus einzieht, dann muss der Horrorfilm reagieren und an Schreckensreizen nachlegen. Sonst ist die Konsequenz im Kino Lethargie und nicht mehr Reinigung durch emotionale Erschütterung. Nach eigener Aussage ließ sich Eli Roth für "Hostel" von einer thailändischen Website inspirieren. Dort würden sich Menschen für 10.000 Dollar erschießen lassen, nur um ihre Familien finanziell absichern zu können. Es ist bedeutungslos, ob es solche Seiten tatsächlich schon gibt. Vorstellbar sind sie auf jeden Fall, denn das menschliche Naturell hat in der Evolutionsgeschichte längst alle moralischen Grenzen überschritten und sich nachhaltig diskreditiert. Der Horrorfilm trägt dem mit erhöhtem Härtegrad Rechnung. Nicht zuletzt auch deshalb, weil bereits der Mainstream Bilder liefert, die früher kleinen schmutzigen Genrevertretern vorbehalten waren. Die Kontroverse um "Irréversible" ist noch gut in Erinnerung, doch die Beweisführung für die Infiltration von Gewaltrealismus geht über Gaspar Noés brillanten und unerbittlichen Liebesfilm hinaus.

Die Quälszenarien in "Sieben" und "Die Passion Christi", das drastische Sterben in "Der Soldat James Ryan", die rollenden Köpfe in "Sleepy Hollow" und "Der Herr der Ringe", das Invasionsgemetzel in "Starship Troopers" und das kreative Tranchieren in "Freddy vs. Jason", "Kill Bill" oder "Sin City" - die Liste ist lang und wird immer umfangreicher. Viele Gründe lassen sich für das Comeback der Härte im Horrorfilm finden. Alle spielen eine Rolle, doch nüchtern betrachtet, sind als Kausalität auch reine Business-Faktoren mitverantwortlich. Kreischende Teenager, die in entspannter Beobachter- und Belustigungsatmosphäre zur Schlachtbank geführt werden, wurden vom Genrekarussell schlicht überholt. Intensive Überlebenskämpfe haben sie als Kassenmagneten abgelöst. Nicht immer korreliert die Resonanz mit dem Trend, wie etwa Rob Zombie mit "Haus der 1000 Leichen" und "The Devil's Rejects" oder Rob Schmidt mit "Wrong Turn" erfahren mussten, die kommerziell hinter den Erwartungen blieben. Doch das zweite Leben auf DVD ist ein Köder für große Studios, sich als Finanziers oder Verleiher einzuklinken. Wurde Wes Cravens "Die Hügel der blutigen Augen" noch vom Mini-Verleih Vanguard in die US-Kinos gebracht, vertreibt heute Twentieth Century Fox das Remake. Wie auch John Moores "Omen 666", ein Remake des Horrorhits über die dämonischen Aktivitäten von Satans Sohn. Sony Pictures steht hinter einer Neuauflage von Paul Lynchs Slasher-Pic "Prom Night", bei dem ein Killer Rache für den tödlichen Streich an einer Schülerin nimmt. Die Weinstein Company bringt Peter Webbers Prequel "Young Hannibal: Behind the Mask" in die US-Kinos. Hier reist man in die Jugendjahre und psychotischen Pflanzgründe des Kult-Kannibalen Lecter, der zusehen musste, wie seine Schwester in Litauen verspeist wurde. Besonders umtriebig ist Mainstreamer Michael Bay. Seine Company Platinum Dunes produziert Jonathan Liebermans Prequel "The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning", in dem R. Lee Ermeys teuflischer Sheriff in den Vordergrund rückt, außerdem die elfte Vorstellung von "Friday the 13th", die an Cunninghams Original anschließen soll, und schließlich auch Dave Meyers' Neuauflage von Robert Harmons "Hitcher - Der Highway-Killer", in dem nun eine Frau von einem Anhalter terrorisiert werden soll. Abgesehen von neuen Fortsetzungen für das "Saw"- oder "Resident Evil"-Franchise dominieren Remakes die Schlachtplatten. Raw Nerve, die Company von Eli Roth, Scott Spiegel und Boaz Yakin, schickt Tim Sullivans "2001 Maniacs" (Original von Herschell Gordon Lewis) ins Rennen, in dem Robert Englund Bürgermeister eines demografisch recht einseitig bewohnten Orts ist, in dem arglose Besucherinnen gevierteilt werden. Steve Miner eifert George Romero nach und inszeniert "Day of the Dead", Michael Ted Ferris folgt den Spuren Brian De Palmas und führt Regie bei "Sisters". Schließlich plant das Duo Infernal, Wes Craven und Sean S. Cunningham, "Das letzte Haus links" wiederaufzulegen. Wie weit Mainstream-Horror zu gehen bereit ist, könnte Christophe Gans' Adaption des Videogames "Silent Hill" zeigen. Die 50-Mio.-Dollar-Produktion, die Sony in die amerikanischen und Concorde in die deutschen Kinos bringen wird, folgt einer Mutter und ihrer todkranken Tochter in eine unheimliche Geisterstadt, in der das Böse regiert. Gans, wie Roth und Konsorten ein leidenschaftlicher Gamer und Horrorfan, sieht in seinem Film eine Allegorie auf die veränderten Realitäten der Welt. Geradezu modellhaft interpretiert er seinen Film als Spiegel des Schreckens und formuliert den Auftrag des Horrorfilms: "Der Horrorfilm ist tatsächlich ein sehr politisches Genre. 'Silent Hill' ist ein verstörendes Game. Man ist nicht nur physisch, sondern auch moralisch allein gelassen und auf sich gestellt. Genau das spielt sich auch in der Welt von heute ab. Tag für Tag sind wir gezwungen, unsere Moral neu zu bewerten."

Quelle: VideoWoche


Interessanter Artikel, wie ich finde !

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"So wie ich das sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet & es existieren nur noch die Idioten ! " D.o.t.D
 
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Sidschei
Geschrieben am: Mon, 27 March 2006, 17:16


King of Bollywood alias MacGyver-Sid alias Bill Murray von MBL


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Japp, Greaty! Und beinhaltet - wie ich finde - viel Wahres - oder sagen wir: neutral beobachtetes und analysiertes smile.gif

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