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Interview mit Quentin Tarantino, "Deathproof - Todsicher"
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GreatWhite
Geschrieben am: Sun, 24 June 2007, 17:21


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Quentin Tarantino über "Death Proof - Todsicher"

Mit "Death Proof - Todsicher" (Senator, 26. Juli), der seine umjubelte Weltpremiere im Wettbewerb von Cannes feierte, untermauert Quentin Tarantino seinen Ruf, ein Meister des Genrekinos zu sein.

In den USA lief "Death Proof" in einer gekürzten Version zusammen mit "Planet Terror" von Robert Rodriguez. Warum ist das in Deutschland anders?

Sie müssen sich die Genese dieser Filme so vorstellen: Wir haben drei Filme gemacht, "Death Proof", "Planet Terror" und "Grindhouse", also das Double Feature mit den Kurzfassungen samt gefakten Trailern. In englischsprachigen Ländern sollte auch "Grindhouse" zu sehen sein, weil es da eine Tradition von Schmuddelkinos und Double Features gibt. Aber darüber mussten die Verleiher entscheiden, und die mochten allesamt die Langfassungen lieber. International wird daher "Grindhouse" nur einen kleinen Start erleben, auf Festivals laufen und auf DVD herauskommen. In den USA dachten wir, dass das Publikum das "Grindhouse"-Konzept versteht und starteten den Film groß. Das hat leider kommerziell nicht funktioniert, was mich sehr enttäuscht hat.

Welche Fassung von "Death Proof" ist für Sie selbst die definitive?

Sagen wir's so, die Kurzfassung ist für mich ein Experiment. Denn ich habe den Film bis auf den Knochen zurechtgeschnitten und dann sogar bis in den Knochen hinein. Wenn ich gewusst hätte, dass die längere Fassung nie zu sehen sein wird, hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut dafür gehabt. Aber so war es eine wunderbare künstlerische Stilübung. Ich erinnere mich an Robert Aldrich, der immer vier Mal über den Schnitt seiner Filme ging, nachdem er eigentlich schon fertig war. Gerade wenn man sich sicher ist, dass man keine weitere Sekunde herausnehmen kann, macht man es doch. Das sollte nicht zur Regel werden.

Wie "Kill Bill" ist "Death Proof" eine Hommage an Actionfilme der Siebziger. Warum orientieren Sie sich an B-Pictures?

Für mich waren diese Filme in meiner Jugend so etwas wie verbotene Früchte. Ich liebte schon damals ihre sensationslüsternen Inhalte - allein von den Trailern konnte ich nicht genug kriegen. Wenn man packendes Kino sehen will, das einem das Herz stoppen lässt, dann sind so gewalttätige Themen ideal. Aber ich habe auch Filme gedreht, die reine Charakterporträts sind, wie etwa "Jackie Brown". Und "Reservoir Dogs" wäre nicht ohne Jean-Pierre Melville denkbar und "Pulp Fiction" nicht ohne Godard.

Können Sie sich vorstellen, auf solche cineastischen Querbezüge zu verzichten?

Natürlich muss ich die nicht haben. Aber es macht mir Spaß, mich in Genres und Subgenres zu bewegen. Wobei ich versuche, eine ungewöhnliche Variante dieser Erzählmuster abzuliefern, wie sie keiner erwartet. Andererseits - wenn ein Videoladen eine Retrospektive über Filme mit Autoverfolgungsjagden hat, dann soll "Death Proof - Todsicher" bitte schön in den Regalen stehen.

Worin sehen sie das Ungewöhnliche Ihrer Genrebearbeitungen?

Sie haben in jedem Fall Tiefe. Natürlich zeige ich in "Death Proof" sexy junge Frauen in engen Shorts und T-Shirts, aber gleichzeitig sind das realistische Charaktere mit einem menschlichen Herz. Sogar auf den von Kurt Russell gespielte Bösewicht, Stuntman Mike, trifft das zu. Ich benutze diese Versatzstücke also nur, um meine persönlichen Geschichten zu erzählen. "Kill Bill" ist wahrscheinlich der persönlichste Film, den ich je gedreht habe.

Holen Sie sich für Ihre realistischen Frauenporträts fremde Hilfe?

Alles ist auf meinem Mist gewachsen. Ich lasse auch praktisch keine Dialoge improvisieren. Aber ich hänge privat sehr viel mit ganzen Trauben von Freundinnen ab und ich sauge alles wie ein Schwamm auf, was sie erzählen. Wenn ich meine Geschichten schreibe, dann kommen diese Charaktere einfach aus mir herausgepurzelt.

Bei "Grindhouse" arbeiten Sie zum fünften Mal mit Rodriguez zusammen. Warum funktioniert das bei Ihnen beiden so gut?

Das liegt sicher daran, dass wir teilweise die gleichen Sensibilitäten haben. Wobei wir aber auch konträre Meinungen vertreten. Robert hasst Film und liebt es, digital zu drehen, bei mir ist es genau umgekehrt. Vor allem läuft es bei uns zwischenmenschlich gut. Wenn ich mit einem Freund zusammenarbeite, geht es dabei nicht unbedingt freundschaftlich zu. Robert und ich dagegen kamen immer miteinander klar. Das ist eine kostbare Beziehung für mich.

Gibt es Genres, die Sie nicht mögen?

Was mich in der Regel langweilt, sind staubtrockene Kostümdramen, diese Jane Austen- oder Henry James-Verfilmungen. Obwohl es auch ein paar gibt, die ich mag. Ebenso wenig kann ich diese typischen Biopics ausstehen, die nur auf Oscars schielen. Wie viel lieber ist mir da jemand wie Takashi Miike. Der zeigt so extreme Dinge, dass man das Gefühl hat, das Publikum wird gleich das Kino niederbrennen. Filmemacher mit diesem Mut sind eine Seltenheit.

Quelle: Blickpunkt:Film


Greaty

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