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Günther Grass, ist auch von uns gegangen
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Heby
Geschrieben am: Mon, 13 April 2015, 17:30


HC-Grilli


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Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Unbequem und wortgewaltig |
Günter Grass († 87):
Der umstrittene Literat

Seinen ersten Roman nannte er „Die Blechtrommel“ – das Werk wurde zum Paukenschlag. Die Sprache kraftvoll und derb – für manche gar pornographisch – erzählte Günter Grass die Geschichte des aus Danzig stammenden Kindes Oskar Matzerath, das mit drei Jahren beschließt, nicht mehr zu wachsen.

Das Familienendrama wurde zum Bestseller. Es machte den jungen Autor 1959 auf einen Schlag berühmt, verhalf Grass zum internationalen Durchbruch. „Die Blechtrommel“ gilt inzwischen als eines der wichtigsten Werke der deutschen Nachkriegsliteratur.

1980 wurde die Verfilmung von Volker Schlöndorff mit einem „Oscar“ prämiert.

Grass' Bedeutung für die deutsche Literatur

Den Nobelpreis für Literatur erhielt der schnauzbärtige Literat jedoch erst 40 Jahre und viele Romane später – 1999 für sein Lebenswerk.

„Die Blechtrommel“ bedeute nichts Geringeres als die „Wiedergeburt des deutschen Romans im 20. Jahrhundert“, lobte das Nobelpreis-Komitee.

Und: Mit dem Buch habe er „in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet.“

Der „Blechtrommel“ folgte die Novelle „Katz und Maus“ (1961) und der Roman „Hundejahre“ (1963) – die drei Werke bilden die „Danziger Trilogie“, mit der der gebürtige Danziger den Zeitraum vor und nach dem Zweiten Weltkrieg abdeckt.

Grass, der nach dem Krieg zunächst eine Steinmetzlehre gemacht hatte, später in Düsseldorf und Berlin Kunst studiert hatte, schrieb weiter. „Der Butt“, das „Treffen in Telgte“, „Die Rättin“, „Unkenrufe“ – wieder Bestseller, die seinen seinen Ruf als bedeutendster Schriftsteller der Gegenwart untermauerten.

Deutschland: seine Geschichte und die Gegenwart. Das waren Grass' Themen. Krieg, Aufarbeitung, Schuld und Verdrängen – all das lag ihm am Herzen, trieb ihn um.

„Ein nach Liebe dürstendes Land, dessen Bewohner nicht müde wurde, dessen vernarbte Wunden zu lecken. Meiner Liebe gewisses Land, dem ich verhaftet bin – notfalls als Splitter im Auge“, beschrieb er seine Beziehung in einem Interview einmal.

Tiefpunkt seines Schaffens war wohl seine Fehde mit dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der Grass' Werk 1995 „Ein weites Feld“ auf dem Titel des Spiegel-Magazins buchstäblich zerriss – wenn auch in einer Montage.

Grass und die SPD

Grass mischte sich auch in die Politik ein, verstand sich als Kämpfer für Demokratie. Er befeuerte die politischen Debatten mit Sprachgewalt und manchmal erhobenem Zeigefinger.

Er unterstützte Willy Brandts Ostpolitik, warb in der 1960er Jahren als Wahlkämpfer für die SPD und für die Aussöhnung mit Polen, seine frühere Heimat.

Nach der Wende in der DDR sprach er sich im Februar 1990 gegen die Wiedervereinigung und für eine Konföderation der beiden deutschen Staaten aus, um dem Osten die Möglichkeit zu geben, „sich wirtschaftlich und demokratisch“ zu festigen – und eckte dabei nicht nur in der SPD an.

Harsche Kritik erntete er auch mit seinem israel-kritischen Gedicht „Was gesagt werden muss“, das 2012 in der „Süddeutschen Zeitung“ erschien. Grass beschuldigte Israels Regierung darin, mit einem möglichen militärischen Erstschlag gegen den Iran den Weltfrieden zu gefährden.

Spätes Geständnis

In Deutschland wurde heiß diskutiert, aus Israel kamen heftigen Reaktionen: Gegen Grass wurde ein Einreiseverbot verhängt.

Unterstützt durch die Tatsache, dass bekannt geworden war, dass Grass Mitglied der Waffen-SS gewesen war – und es jahrelang verheimlicht hatte.

Grass hatte darüber in seinem Werk „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) – dem ersten Band einer weiteren weiteren Trilogie, zu der auch „Die Box“ (2008) und „Grimms Wörter“ (2010) gehören – literarisches Zeugnis abgelegt.

Die Werke waren autobiographisch angelegt, berichteten von Kindheit und Jugend des Schriftstellers.

In dem Buch legt Grass – wie bei einer Zwiebel – Schichten seiner Persönlichkeit frei. Und so erfährt die Welt, dass er gegen Ende des Kriege Mitglied der Waffen-SS wurde, mit 17 Jahren. Öffentlich bekannt war zu dem Zeitpunkt nur, dass er als Flak-Helfer eingesetzt war.

„Das musste raus, endlich“, schrieb er. Und erklärte: Er habe sich damals zwar freiwillig gemeldet, aber nicht zur Waffen-SS, sondern zu den U-Booten. Und die habe „in diesen letzten Kriegsmonaten 1944/45 genommen, was sie kriegen konnte.“

Der Aufschrei, die Empörung waren groß. Ebenso das Unverständnis darüber, dass einer, der als Gewissen der Nation aufgetreten war, so lange geschwiegen hatte.

Diesem Jungen, der er „mal gewesen war und der ihm fremd geworden war“, habe er erst mal nah kommen müssen, rechtfertigte er sich später.

Grass, der „Splitter im Auge Deutschlands“

Ein letztes großes Anliegen war Grass die aktuelle Flüchtlingsproblematik. Ausgerechnet an seinem Todestag übergab das deutsche PEN-Zentrum, dessen Ehrenpräsident Grass war, einen Appell von mehr als 1000 Schriftstellern an das Bundesinnenministerium.

Grass und seine Kollegen waren Erstunterzeichner einer Resolution, die „ein menschenwürdiges Asylrecht“ in ganz Europa fordert.

„Es ist ein seltsamer Zufall“, sagte der Präsident des Schriftstellerverbandes, Josef Haslinger. „Noch vor wenigen Tagen hatte Günter Grass überlegt, selbst nach Berlin zu kommen.“

Er schaffte es nicht mehr. Er starb an einer Infektion, teilte das Günter Grass-Haus am Montag in Lübeck mit.


Quelle : Bild.de

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