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MBL Board > News > Interview mit John Madden


Geschrieben von: GreatWhite am Thu, 20 April 2006, 12:41
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Nach seiner Theaterinszenierung von David Auburns Stück in London adaptierte John Madden "Der Beweis " (BVI, 4. Mai) für die Leinwand mit - wie auf der Bühne - Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle.


Sind Sie an Mathematik interessiert?

Ich bin kein Mathe-Ass, ein sehr geduldiger Berater stand mir zur Seite. Aber man muss die Formeln auch nicht verstehen. Es geht um die Beziehung einer jungen Frau zum dominierenden und genialen Vater, die Angst vor dem Leben und ihrer mathematischen Begabung hat und nach jahrelanger Selbstaufopferung langsam Selbstvertrauen findet.

Ist es auch eine Liebesgeschichte?

Ich würde sagen, mehr ein emotionales Erwachen, eine emotionale Katharsis. Die Handlung nur auf eine Lovestory zu reduzieren, wäre zu kurz gegriffen. Wer unbedingt einen Liebesfilm möchte, kann sein Augenmerk auf die Annäherung zwischen Jake Gyllenhaal und Gwyneth Paltrow richten.

Inwieweit konnten Sie Ihre Theatererfahrung nutzen?

Theater ist das eine, Film das andere. Wir Engländer nutzen gern beide Möglichkeiten, weil wir von beiden profitieren. Es war hilfreich, die Vorlage und ihre Tücken zu kennen. Ich wusste also, wie ich den Stoff anpacken musste. Die Herausforderung lag darin, einen neuen kinematografischen Weg zu finden und unter die Oberfläche zu schauen - ein schwieriger Prozess.

Viele Ihrer Kollegen drehen aus Kostengründen in Rumänien oder Bulgarien. Sie entschieden sich für die Londoner Elstree Studios.

Dieser immense Wanderzirkus quer durch Europa bringt nicht immer nur finanzielle Vorteile. Als englischer Regisseur ziehe ich meine Heimat vor, schon allein, um die hiesige Filmindustrie zu unterstützen. Es war aber auch wirtschaftlich sinnvoll. Die meisten Außenaufnahmen wurden in Chicago auf dem dortigen Universitätsgelände gedreht, große Teile der Innensets in den Elstree Studios gebaut. Leider mussten wir uns mit dem Dollar-Kurs herumschlagen. Die meisten kreativen Crew-Mitglieder waren englisch, auch wenn die Handlung in den USA spielt. Wir verfügen über so viele Talente, es wäre eine Schande, nicht darauf zurückzugreifen.

Unterscheiden sich englische und amerikanische Schauspieler?

Es zählt nicht die Nationalität, sondern die Intelligenz. Vielleicht kommen englische Schauspieler besser mit langen Dialogen zurecht, da sie oft einen Theaterhintergrund haben. Gwyneth Paltrow ist einfach ungewöhnlich, sie spielt ungeheuer instinktiv und weiß genau, was sie will. Am liebsten würde ich sie in jedem meiner Filme besetzen. Eine Amerikanerin, die in London lebt, das heißt doch was.

Warum dauerte es so lange, bis der Film in die Kinos kam?

Ich geriet ausgerechnet in die Endphase der Querelen zwischen Miramax und Disney, mir fehlte eine Zeitlang ein richtiges Heim. Zu allem Übel platzte deswegen auch noch ein anderes Projekt. Mit den Weinsteins verbindet mich aber seit "Shakespeare in Love" eine konstruktive Zusammenarbeit, die auch mit ihrer neuen Company weitergeht. Mit meiner Elmore Leonard-Adaption "Killshot", die die Grenzen des Genres überschreitet, ist wieder alles im grünen Bereich.

Wenden Sie sich jetzt dem populären Kino zu?

Kunst kann auch populär sein. Ich hatte bisher Glück und konnte mich auf die Filme konzentrieren, die mir Spaß machten und deren Figuren mich interessierten. Eigentlich die Voraussetzung für Erfolg. Wenn der mal nicht eintritt, sollte man nicht verzweifeln. Da muss man durch und nach vorne schauen. Ich hätte auch keine Hemmung, mich an einen "Spider-Man" zu wagen.

Quelle: Blickpunkt:Film


Hört sich nach "schwerem Tobak" an zwink.gif

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