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Das Filmjahr 2005 - Ein Rückblick, und eine kleine Vorschau.....
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GreatWhite
Geschrieben am: Wed, 14 December 2005, 17:17


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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Ja, bald liegt es hinter uns....das Jahr 2005 und mit ihm eine Reihe spektakulärer Filmerfolge und Flops.

Zitat (Doppelklick zum übernehmen)


Eine Kinokrise gibt es nicht, Schuld an der Boxoffice-Delle ist das Produkt. Gebetsmühlenartig wiederholte die Branche Wochenende für Wochenende ihr Mantra. Einzig: Ein Blick auf die Filme des Jahres 2005 offenbart - so vielfältig, interessant und aufregend war das Kino schon lange nicht mehr. Das Publikum hat es nur nicht mitgekriegt.

Es mag viele gute wie auch unterschiedlichste individuelle Gründe dafür geben, warum ein Meisterwerk wie "Million Dollar Baby" in Deutschland knapp drei Mio. Besucher weniger zu verzeichnen hatte als in Frankreich.
Warum ein kauziges Märchen wie "Charlie und die Schokoladenfabrik" mit seiner Blockbuster-Paarung Johnny Depp und Tim Burton in Großbritannien 45 Mio. Euro mehr einspielen konnte als hierzulande.
Warum "Die Hochzeits-Crasher" in den USA zum Sensationshit avancierten und bei uns noch nicht einmal ansatzweise Beachtung fanden.
Ein gemeinsamer Nenner dürfte bei diesen - und all den anderen unter Wert gelaufenen Filmen, von Big-Budget-Adventures wie "Batman Begins" oder "Fantastic Four" über kleine Filmwunder wie "Sideways" oder "Hustle & Flow" hin zu Arthouse mit Breakout-Potenzial wie "Der wilde Schlag meines Herzens", "Bin jip" oder "2046" - Titeln sein, dass das Publikum nicht mehr allzu entdeckungsfreudig ist. Konditioniert vom unablässigen Eventmovie-Marketing der letzten Jahre, ist die Offenheit für Film als Medium im Zuge all der "Herr der Ringe" und "Harry Potters" der Lust am Ereignis gewichen - und das hat nun mal nur die entsprechende Art von Film zu bieten.


Nicht dass es Gründe gäbe, sich diesbezüglich anno 2005 zu beschweren. Gerade was Produktionen im Big-Budget-Bereich nördlich von 100 Mio. Dollar anbetrifft, war es ein beachtliches, bisweilen sogar herausragendes Jahr. Eingerahmt von einem Franchise, das nach 30-jähriger Reise seinen Zielpunkt erreichte, einem weiteren Franchise, das mit dem vierten Teil den Mittelpunkt erreicht hat und keine Anstalten macht, an Fahrt einzubüßen, und einem dritten (potenziellen) Franchise, das nach dem erfolgreichen Start des ersten Teils möglicherweise noch sechs weitere Filme in petto hat, ging die Ära der 200-Mio.-Dollar-Produktionen in die zweite Runde: "Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith" eröffnete den Reigen der drei großen Franchise-Titel und erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen ebenso wie "Harry Potter und der Feuerkelch" und nun auch "Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia". Zu ihnen gesellten sich mit "Krieg der Welten" und "King Kong" noch zwei weitere universale Schwergewichte (letztlich müsste man auch "Batman Begins" zählen, doch der wurde zumindest in Deutschland nur bedingt als Ereignis registriert). Auffällig ist, dass mit Ausnahme von "Narnia" gerade die großen Filme eine beachtliche Düsternis und Gravitas, einen Sinn für Tragödie und Verlust mehr als für Hochgefühl und gute Laune schulterten, als wäre ein gängiges Happyend in weltpolitisch bitteren Zeiten selbst in Hollywoods Popcornware nicht mehr akzeptabel. Noch beachtlicher ist, dass die Filme trotz ihrer Schwere beim Publikum funktionierten, auch wenn man sich sicherlich mehr Repeat-Business gewünscht hätte.

Dass Hollywood weiterhin lupenreines Starkino machen kann, ohne sich dafür zu schämen oder Schuldkomplexe zu bekommen, bewies in erster Linie "Mr. & Mrs. Smith" mit der attraktiven Paarung Pitt/Jolie, aber auch "Sahara - Abenteuer in der Wüste" oder "Fantastic Four" zeigten, dass man zumindest kommerziell nie recht falsch liegt, wenn man Effekte und Spektakel mit Fun und Stimmung vermengt. Während sich patriotisch-militaristisch gefärbtes Actiontainment wie "xXx 2" oder "Stealth" zu Zeiten sinkender Umfragewerte für Präsident Bush und seine Irak-Campaign als kostspielige Fehlkonzeption erwies, entdeckte das Publikum seinen süßen Zahn für Komödie wieder. "Hitch - Der Date Doktor" erwies sich im Frühjahr als liebenswerter Überflieger, im Sommer zeigte sich in den USA, dass die bislang unbekannte Spielart der romantischen Sexkomödie auf verblüffend großen Zuspruch stößt: "Die Hochzeits-Crasher" und kurz darauf "Jungfrau (40), männlich, sucht ... " waren über Wochen Tagesgespräch. "Deuce Bigalow 2" wiederum bewies, dass man jedes Erfolg versprechende Konzept überstrapazieren kann. Was letztlich auch auf den Horrorfilm zutrifft: Vereinzelten Volltreffern wie "White Noise" oder "Der Exorzismus von Emily Rose" standen beinahe im Wochenrhythmus vergessenswerte Rohrkrepierer gegenüber, bei denen nur die Vorstellung, jemand müsse an einem gewissen Punkt geglaubt haben, damit könne man Menschen zum Gruseln bringen, wirklich Gänsehaut bereitete. Vielleicht leidet das Genre aber auch einfach daran, dass die Schrecken der Realität längst viel größer und beängstigender sind als die Horrorvisionen der meisten Filmemacher. Wirklich radikal dachte nur George A. Romero mit seinem vierten Zombie-Trip "Land of the Dead", aber leider war sein Film auch zu offensichtlich und didaktisch, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Besser machte es da der andere Altmeister des 70's-Horrors, Wes Craven, der sich nach seinem enttäuschenden "Verflucht" mit dem schlanken und ranken Thriller "Red Eye" rehabilitierte - eins der echten Guilty Pleasures des Kinojahrs (auch wenn der thematisch verwandte "Flightplan" eleganter war).

Das Bombardement mit Events, mit Kreaturen aus anderen Welten und überlebensgroßen Situationen, mit entfesselten Kameraritten, die nichts mit der Realität der Zuschauer zu tun haben, mit dem Überfrachten der Bilder mit immer noch mehr Computereffekten und dem zunehmenden Tilgen dreidimensional gezeichneter Figuren zugunsten des puren Spektakels hat aus dem einstigen Jahrmarkt der Eitelkeiten letztlich nur noch einen Jahrmarkt gemacht. Und doch fällt das Staunen immer schwerer, stellt man sich immer weniger die entscheidende Gretchenfrage des Kinos: Wie haben sie das nur gemacht? Im Zweifelsfall wurde es ja ohnehin gepixelt. Dass gerade angesichts dieses Übermaßes weiterhin das Bedürfnis besteht, das Gesehene im Kino auch mit dem eigenen Erleben abzugleichen, äußert sich im anhaltenden Boom des Dokumentarfilms: Angeführt vom globalen Phänomen des Überfliegererfolgs von "Die Reise der Pinguine" und der anhaltenden Erfolgsgeschichte von "Rhythm Is It!" - von exzellent besprochenen Filmen wie "Murderball" oder "Why We Fight" ganz zu schweigen -, haben sich Dokus längst als Alternative für das, was ernste Dramen einst waren, durchgesetzt: Das ist Kino auf Augenhöhe, das Erfahrungen anbietet, die unmittelbar nachvollziehbar sind und so etwas wie Ordnung in eine aus den Fugen geratene Welt bringen, was letztlich auch den Erfolg von Biopics wie "Aviator", "Ray" und zuletzt "Walk the Line" nachhaltig erklärt. Und nicht zuletzt liegt an der Lust am Wahrhaftigen auch das neu erwachte Interesse am politischen Film: "Der ewige Gärtner", "Good Night, and Good Luck", "Jarhead" und am deutlichsten "Syriana" nehmen sich der politischen Großwetterlage mit derselben Leidenschaft und Lust an, wie sie ein Peter Jackson beim Generieren einer wild gewordenen Brontosaurierherde an den Tag legt - und hinterlassen einen ähnlichen Eindruck. In jedem Fall ist die nach 9/11 grassierende Angst, den Mund aufzumachen, einem neuen Aktionismus gewichen, der sich unmittelbar auf das gedrehte Material zu übertragen scheint.

Dass meisterhaft gemachter Spielfilm auch weiterhin noch tiefer in die Realität eindringen kann als ihre bloße Abbildung im Doku-Rahmen - und deshalb als Erzählmedium unschlagbar bleibt -, bewiesen auch Pretiosen wie "Sideways", "Broken Flowers", "Million Dollar Baby", "Dogtown Boys" oder "A History of Violence", die vielleicht keine offensichtlichen politischen Anliegen hatten, aber doch das machten, was Film am besten kann: Sie beschrieben die Condition humaine mit großer Präzision und perfekter Beobachtungsgabe, verloren aber doch auch nie ihren Anspruch aus den Augen, das Publikum vor allem zu unterhalten. Das mag letztlich auch auf die besten - und/oder erfolgreichsten - deutschen Filme des zu Ende gehenden Jahres zutreffen. "Sophie Scholl", "Die weiße Massai" und der ursprünglich lediglich nur fürs Fernsehen geplante Überraschungsüberflieger "Alles auf Zucker!" bewiesen in einem insgesamt eher zurückhaltenden Jahrgang für das deutsche Kino, dass man hierzulande wenn schon nicht im Budgetrahmen, so aber doch zumindest auf erzählerischer Ebene jederzeit mit Hollywood mithalten kann. Und dass blitzsauber gemachtes Entertainment wie "Die wilden Kerle 2", "Es ist ein Elch entsprungen" oder "Barfuss" ebenso wie Schräges wie "NVA" weiterhin sein Publikum findet, sollte Mut machen für das nächste Jahr, wenn die nächste große Welle designierter Deutsch-Blockbuster anrollt, um neben "Mission: Impossible 3", "Poseidon" und "X-Men 3" zu bestehen.

Quelle: Blickpunkt:Film


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