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Interview mit Oliver Stone, "World Trade Center"
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GreatWhite
Geschrieben am: Thu, 31 August 2006, 11:46


Yakuza Kochclub Vorsitzender


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Zitat (Doppelklick zum übernehmen)
Mit "World Trade Center" (UIP, 28. September), der in Venedig außer Konkurrenz zu sehen ist, feiert Oliver Stone in den USA sein Comeback bei Kritik und Publikum. Trotz des traditionellen Konzepts sieht er keine großen Unterschiede zu seinem restlichen Œuvre.

"World Trade Center" ist schlichter angelegt als viele, ihrer anderen Filme.

Ja, aber das ist doch nichts Schlechtes. Ich sehe mich als Dramatiker, und als solcher bin ich immer an den Schicksalen von Menschen interessiert, selbst in meinen politischsten Filmen. Daher hatte ich immer das Gefühl, dass ich für dieses Projekt der Richtige war. Bloß weil die Konstruktion schlicht ist, heißt das ja nicht, dass man dafür zu einfachen Mitteln greift. Wir hatten ein ausgefeiltes Lichtkonzept. Die Kamerawinkel waren caligariesk. Es gab so viele ästhetische Details, die man bei oberflächlicher Betrachtung nicht bemerkt.

Hatten Sie speziell nach einem Projekt zum 11. September gesucht?

Nein, "World Trade Center" war das einzige Drehbuch, das ich zu diesem Thema las. Und ich dachte mir sofort, so muss man es machen. Die Geschichte zeigt den 11. September als einen Mikrokosmos. Und gleichzeitig hat sie symbolische Konnotationen. Denn die Gebäude fallen unseren Helden praktisch auf den Kopf, und trotzdem überleben die beiden Männer. Das war ein unverbrauchter Ansatz, um das Thema aufzubereiten. Niemand kannte diese persönliche Geschichte, denn die Tragödie ist von politischen Diskussionen überlagert. Bei den Testvorführungen dachten die Leute, die Story sei Fiktion. Deshalb mussten wir die Erklärungstexte ändern.

Sie nahmen sich also keine kreativen Freiheiten heraus?

So wenig als möglich. Denn die Beteiligten waren am Leben. Und wir hatten ihre persönlichen Berichte vorliegen. Was nicht heißt, dass alle Dialogsätze stimmen; das kann keiner beurteilen. Der Dramatiker in mir würde jedenfalls nie etwas machen, das nicht wahrhaftig ist. Ich entwickelte schon einige Male Stoffe nach vermeintlich wahren Begebenheiten, bis sich bei den Recherchen herausstellte, dass die Geschichte so nicht stimmen konnte. Ich gab Auftrag und Honorar zurück.

Waren Sie sich der Erwartungen bewusst, die auf diesem Projekt lasteten?

Natürlich, aber zum Glück hatte Paul Greengrass mit "Flug 93" das Eis schon gebrochen. Natürlich gab es Leute, die Angst hatten und seinen Film nicht sehen wollten. Aber insgesamt war es doch ein moderater Erfolg. Man darf sich einfach von dieser zögernden Haltung nicht abschrecken lassen. Bei den Vietnam-Filmen war es das Gleiche. Erst traute sich niemand, und dann kam einer nach dem anderen. Das wird bei den 9/11-Filmen nicht anders sein.

Greengrass hatte allerdings ein völlig anderes ästhetisches Konzept als Sie.

Gerade deshalb möchte ich nicht, dass man unseren Film mit seinem vergleicht. Er versuchte sich bewusst auf keinen der Charaktere einzulassen, während wir eine Situation entwickeln, die eher der Hollywood-Tradition entspricht. Wyler "Die besten Jahre unseres Lebens", der die Auswirkungen des Krieges auf verschiedene Paare schildert, ist da ein gutes Beispiel.

Aber finden Sie es als Regisseur von "Platoon", "JFK" oder "Natural Born Killers" wirklich interessant, in zwei normale Eheleben einzutauchen?

Auch hier lassen sich spannende Geschichten erzählen. Was passiert mit zwei Leuten, wenn sie 30 Jahre lang verheiratet sind? Das ist ein komplexes Thema. Sehen Sie sich die Details an, die kleinen Aktionen, und Sie finden auch hier ein Maximum an Wahrhaftigkeit. Und die Wahrheit ist immer spannend.

Dieses Szenario ist ein Gegenpol zu Ihrem Historienfresko "Alexander". Fanden Sie es erholsam, ins vertraute US-Milieu zurückzukehren?

Eher im Gegenteil. Ich habe "Alexander" genossen. Die Arbeiten an dem Film waren einer der Höhepunkte meines Lebens. Und die Figur Alexanders fasziniert mich weiter. Dagegen war der Dreh zu "World Trade Center" die reine Hölle. Noch sechs Wochen später waren meine Lungen voller Rauch. Anstatt durch den Hof von Babylon zu wandeln, musste ich mich mit Einfamilienhäusern in New Jersey auseinandersetzen, wo man sich kaum bewegen konnte.

Drehen Sie eines Tages noch einen politischeren Film über die Auswirkungen des 11. Septembers?

Ich drängle mich nicht vor. Ich muss nicht immer den Polizisten spielen. Es gibt eine jüngere Generation, die das genauso machen könnte. Abgesehen davon suche ich mir Filme nicht nach Themen aus. "JFK" griff ich nur deshalb auf, weil mich die Geschichte von Jim Garrison faszinierte.

Welche Geschichten faszinieren Sie nach "World Trade Center"?

Das sage ich lieber nicht. Jedes Projekt, das ich nur ansatzweise erwähne, sorgt gleich für große Diskussionen. Vor einem halben Jahr bekam ich ein Angebot für einen Hugo-Chavez-Film, und ich sage, ich würde mir's überlegen. Ein paar Monate später fand ich mich als Regisseur angekündigt. Tatsächlich gibt es nicht mehr so viele interessante Stoffe für mich. Je älter ich werde, desto schwerer tue ich mir, etwas zu finden, was mich wirklich bewegt.

Quelle: Blickpunkt:Film


Greaty

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